Man merkt es stets an den zahlreichen Veranstaltungshinweisen in der zweiten Jahreshälte. Die Indoorhallen und Säle in der Region sind wieder gefragt. Dies bedeutet derzeit auch Hochkonjunktur im Coburger Kongresshaus. Im Jahr 2017 kann zumindest der Bau des Kongresshauses in dieser Form sein 30-jähriges Bestehen feiern.

Die Tradition reicht allerdings viel weiter zurück. Schon immer stand das Kongresshaus Rosengarten in einem ganz speziellen Fokus. Regelmäßig sorgen Vorschläge diverser Institutionen oder Einzelpersonen für hohe Wellen in der örtlichen Presse. All dies hat dieses Haus bislang sehr gut verkraftet. Wir freuen uns auf viele Veranstaltungen  wie Konzerte, Comedy, Ausstellungen, Messen, Conventions oder Abschlußbälle und sprachen mit jemandem, der es wissen muss: Karin Schlecht, Leiterin des Coburger Kongresshauses..

Kein vergleichbares Haus in Deutschland kann rentabel geführt werden. Können Sie die Diskussionen um das Haus verstehen? Ist den Leuten Kultur so wenig wert?

Kongresshäuser und Stadthallen sind defizitär aber gewinnbringend! Das Kongresshaus Rosengarten bringt Umsätze in die Stadt, die sonst so nicht nach Coburg kommen würden. Fast alle unsere Seminar- und Tagungsteilnehmer gehen in den Pausen in die Stadt, kaufen ein, besuchen die Ehrenburg und die Morizkirche.  Diese Ausgaben bleiben in den Coburger Geschäften, in der Gastronomie und wenn es sich um mehrtägige Veranstaltungen handelt, auch in den Hotels. Viele Tagungsteilnehmer kommen nach der Veranstaltung wieder, um mit der Familie die Stadt zu besuchen und nicht wenige verbringen sogar ihren Urlaub hier in Coburg.

Das Kongresshaus Rosengarten ist vor allem eine „Halle für alle“ mit einem Mix aus den unterschiedlichsten Veranstaltungen, wie zum Beispiel Tagungen und Firmenveranstaltungen, Messen und Ausstellungen. Events, gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen gibt es ebenso wie Partyveranstaltungen für die junge Generation und Hochzeitsfeiern. Das Kongresshaus Rosengarten ist aus der Veranstaltungsszene nicht wegzudenken. Es ist ein Teil der Coburger Infrastruktur und bereichert das kulturelle Angebot. Wir beleben die Veranstaltungsszene und stehen für die Vielfalt und Lebensqualität in unserer Stadt.

Wie sieht die Entwicklung derzeit für 2017 aus?

Das Geschäftsjahr 2017 läuft ausgezeichnet - ich bin sehr zufrieden; doch das Jahr ist noch nicht zu Ende und wir arbeiten daran, ein sehr gutes Ergebnis in unserem Jubiläumsjahr zu präsentieren.
Mit der Zeit ist das Haus natürlich etwas in die Jahre gekommen, wo sehen Sie  eventuell Handlungsbedarf?

Richtig, das Kongresshaus ist „in die Jahre gekommen“. Wir sind in diesem Jahr 30 Jahre jung.

Der Bau von Busso von Busse, der im November 1987 nach einer dreijährigen Umbauzeit eröffnet wurde, ist ein ganz besonderes Gebäude. Natürlich würden wir uns bei einigen Veranstaltungen eine größere rechteckige Bühne wünschen, eine komfortablere Deckenhöhe und vor allen Dingen größere Foyer- und Ausstellungsflächen. Die haben wir nicht und wir müssen aus diesem Grund mit den aktuellen Gegebenheiten leben.
In den vergangenen 30 Jahren haben mehr als 2 Millionen Besucher und Tagungsgäste in über 10.000 Veranstaltungen das Kongresshaus Rosengarten besucht. Das ist doch schon eine Erfolgsgeschichte. Bei uns finden viele wiederkehrende Veranstaltungen statt – unsere Kunden sind damit sehr erfolgreich und kommen deshalb immer wieder.

Seit 1999 veranstalten wir selbst Kunsthandwerkermärkte im Herbst und im Frühling und sind auch damit sehr erfolgreich. Unser „jüngstes Kind“ ist der Mädelsflohmarkt, den wir seit 2014 zwei Mal jährlich veranstalten. Beim 8. Coburger Mädelsflohmarkt vor einigen Wochen waren wieder Frauen jeden Alters auf „Schnäppchenjagd“ im Kongresshaus und viele Lieblingsstücke fanden neue Besitzerinnen.

Im Prinzip machen Tagungen und Kongresse fast ein Drittel des Umsatzes im Kongresshaus aus. Was schätzen  Betriebe am Coburger Kongreßhaus?

Viele zufriedene  Veranstalter und Besucher halten uns seit Jahren die Treue. Das Feedback unserer Kunden zeigt uns, dass sie am Kongresshaus Rosengarten vor allem die professionelle Organisation und Vorbereitung Ihrer Veranstaltungen und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis schätzen. Die persönliche Atmosphäre, das Know-how unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und kreative Lösungen für die Wünsche unserer Gäste sorgen dafür, dass sich Veranstalter, Referenten und Tagungsteilnehmer gleichermaßen wohlfühlen.

Allein im vergangenen Jahr fanden 377 Veranstaltungen im Kongresshaus Rosengarten statt, die von 68.000 Teilnehmern besucht wurden.

Sie wünschen sich seit Jahren ein Kongresshotel mit bezahlbarem und niveauvollem Angebot und einer dementsprechenden Bettenanzahl in unmittelbarer Nähe. Wie würde sich ein solches Angebot auf die Buchungszahlen für Coburg als Kongress-Stadt auswirken?

Ein direkt an das Kongresshaus Rosengarten angeschlossenes Hotel mit Parkgarage würde sich positiv auswirken. Hotel und Veranstaltungshaus würden gegenseitig profitieren, es würden neue Veranstaltungen und neue Zielgruppen nach Coburg kommen.

Auf diese Weise würden auch die anderen Hotels, die Gastronomie sowie Dienstleister und der Einzelhandel profitieren.

Seit Jahren müssen Sie mit Diskussionen um die Zukunft des Kongresshauses leben. Konzepte, Studien, Leitfäden werden erarbeitet oder beauftragt. Stadtratsbeschlüsse verfasst und Bürgerentscheide wieder gekippt. Warum ist dies so?

Die Coburger befassen sich mit den kulturellen Angeboten in der Stadt, mit den Museen, dem Landestheater und auch mit dem Kongresshaus. Sicher gibt es deshalb so viele Ideen und Vorschläge – übrigens nicht erst seit einigen Jahren. Vor mehr als 30 Jahren gab es in Coburg bereits die Idee, eine Veranstaltungshalle auf dem Anger zu bauen. Die Idee wurde verworfen und sie wird immer wieder mal  - in veränderter Form - aufgegriffen. Nicht immer sind die Vorschläge praktikabel oder durchsetzbar und für einige der Ideen fehlen einfach die finanziellen Mittel. Die lebhafte Diskussion zeigt aber, dass sich die Coburger mit ihrem Kongresshaus beschäftigen.

Sie bewegen sich schon sehr lange in diesem Haus und leiten die Geschicke, was würden Sie auf den Weg bringen, wenn Sie persönlich entscheiden könnten?

Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren im Kongresshaus und bin seit 10 Jahren Betriebsleiterin. Wir arbeiten daran, das Kongresshaus Rosengarten für die Zukunft fit zu machen. Das ist ein laufender Prozess. Hier geht es um Nachhaltigkeit bei Prozessen, um Qualität bei unseren Angeboten und Leistungen. Nachhaltiges Wirtschaften bezieht aber auch das Marketing ein und endet beim  Service,  der stets an die sich verändernden Kundenwünsche angepasst wird.

Natürlich würde ich mir wünschen, dass auch das Gebäude „in neuem Glanz“ erstrahlt und für kommende Jahre gerüstet ist. Diese Vorstellungen sind jedoch immer mit hohen Investitionen verbunden und es sind Entscheidungen, die in Gremien getroffen werden müssen.

- Sie haben ständig mit Konzertanfragen und Messen zu tun. Würde in Coburg aufgrund der demografischen Grundsituation überhaupt eine größere Bühne benötigt?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn an den Anfragen der Künstler bzw. Konzertagenturen hängen ja meist Tourneeplanungen. In erster Linie hängt es von diesen ab, ob ein Künstler in eine Stadt oder Region kommt oder nicht.

Hier steht Coburg dann im Wettbewerb mit Nürnberg, München, Würzburg oder Erfurt. Es spielen nicht nur Hallenkapazitäten und die Bühnengrößen eine Rolle, sondern auch das mögliche Kundenpotential und die Nachfrage.

Wenn ja, wie oft kommen solche Anfragen vor?

Es gibt wenige dieser Anfragen. Das liegt daran, dass dank des Internets und der digitalen Kommunikation keine Anfragen mehr telefonisch oder per Brief oder Fax kommen. Die Kunden informieren sich im Internet und finden hier sämtliche Angaben die Sie benötigen, einschließlich aussagefähiger Bilder, Größenangaben und Ausstattung. Wenn eine Stadt oder ein Veranstaltungshaus nicht die richtige Infrastruktur bietet, hat sich die Anfrage schon erledigt.

Der Pachtvertrag des Restaurant Rosengarten endet zum Ende des Jahres. Eine intakte Gastronomie ist für das Kongresshaus unabdingbar. Gibt es hier schon Neuigkeiten?

Ja, das stimmt. Herr Bräutigam, der langjährige Pächter, verabschiedet sich zum Jahresende. Eine gute Gastronomie hat großen Einfluss auf das Veranstaltungshaus und umgekehrt wirkt sich der funktionierende Kongressbetrieb positiv auf die Gastronomie aus. Restaurant und  Gastronomie sind durch den Gebäudeeigentümer ausgeschrieben. Wir sind sehr gespannt und freuen uns  auf die Zusammenarbeit mit neuen Partnern im kommenden Jahr.