Seit drei Jahren brauen Marco, Stefan und Timo Kümpel ihr eigenes Bier in der Scheune neben Marcos Wohnhaus. Es schmeckt so gut, dass es ihnen die Leute sogar abkaufen. In diesem Jahr haben die Hobbybrauer den schlichten Bretterbau modifiziert und ihre Kapazitäten erweitert. Gesellig nehmen sie ihre Besucher mit ins Reich des Bieres - und das kommt an.

"Wollt Ihr des Ding da neitragen?" fragt ein Besucher. "Heut net" antwortet Stefan. In der Scheunenbräu ticken die Uhren anders. Die drei müssen nicht produzieren, damit sie möglichst viel verkaufen. Sie brauen, weil es ihnen Spaß macht und sie unterhalten sich gerne bei einem Seidla.
Ihren Gästen gefällt das. Ungezwungen und entspannt genießen sie am Freitag Nachmittag ihren Feierabend, trinken gleich vor der Brauscheune ein Bier oder nehmen sich einen Kasten oder ein Fässchen mit nach Hause. Egal wie: Es geht keiner, ohne ein paar nette Takte ausgetauscht zu haben.
"Willst a Versucherla?"
fragt Timo den nächsten Kunden und schenkt ihm eine Handbreit Bier in ein Glas. Während der Abholer schon ein paar köstliche Schlückchen genießt, macht Timo seine Bestellung zum Mitnehmen zurecht und hört auf die Neuigkeiten, die er mitgebracht hat. Dann ist er auch schon wieder weg - und der nächste kommt sogleich. Im Scheunenbräu geht es herzlich zu. Kein Wunder, dass die Leute gerne kommen.
In der Zwischenzeit teilt Stefan mehrere halbe Gläser Bier aus erklärt, wie man ihren feinen Gerstensaft mit allen Sinnen erlebt. Zuerst sieht man die Farbe, die Trübung und den dichten weißen Schaum, um dann das Glas zur Nase zu führen, die Aromen zu riechen - und nachdem Stefan darauf hinweist, ist auch das Feinperlige zu hören, das von dem appetitlich festen Schaum ausgeht.
Erst jetzt darf getrunken werden, wobei Stefan empfiehlt, den verlockenden Nektar in kleinen Schlückchen über die Zunge rinnen zu lassen. Aaaahhh, schmeckt das erfrischend anders. Die drei haben sich dieses Hobby ausgesucht, weil sie ein besonderes Bier trinken möchten. So kamen sie auf das
Fränkisch Hell
eine besondere Art Hell der Scheunenbräu, das sich vom Einheitsbier abhebt, indem es angenehm malzig im Antrunk, mit einem harmonischen Mundgefühl und leicht herb im Abgang herüberkommt.
Scheunle
ist dunkel und schmeckt malzig, ohne zu süß zu sein. Beide Biere sind naturtrüb. Beim Gärprozess setzt sich die Hefe am Boden des Gärtanks ab. Ein Teil der Hefe verbleibt gelöst im Bier und gibt ihm seinen unverwechselbaren Geschmack, den Kenner so mögen.
Das Fränkisch Hell sowie das Scheunle haben die drei Akteure nach ihren eigenen Vorlieben kreiert und gar nicht daran gedacht, ob ihr "Gebräu" auch anderen Leuten schmecken würde. So stellte sich der Erfolg überraschend und ungeplant ein. Darüber freuen tun sie sich natürlich trotzdem - und das echt riesig.
Bald starteten die Jungs vom Scheunenbräu einen WhatsApp-Kanal. Dort veröffentlichen sie den Verkaufsstart einer jeden neuen Tranche, sobald das Bier fertig gereift ist. Innerhalb von nur wenigen Stunden hatten sie stets mehr Bestellungen als Bier. Fürsorglich gaben sie an jeden Kunden weniger als geordert, konnten dafür aber alle Interessenten bedienen.
Dadurch motiviert, gründeten sie eine GbR und investierten in die Erweiterung. In viel Eigenleistung erschufen sie eine richtige kleine Brauerei mit einem Drei-Geräte-Sudhaus bestehend aus einer Sudpfanne, dem Läutertopf und einem Topf für das Nachgusswasser, zwei Gärtanks, einer Flaschenabfüllanlage und einer großen Kühlzelle für die Lagerung bis zum Verkauf. Eine Profizapfanlage macht die neue Ausstattung komplett.
"Jeder Fahrradhändler wäre vor Neid erblasst, wenn er die vielen Fahrräder bei uns gesehen hätte"
Am 1. Mai diesen Jahres feierte die Scheunenbräu ihren gelungenen Umbau. Eigentlich nicht groß beworben und mit etlichen Biertischgarnituren und Zelten vom Kegelverein, stuhlten die Jungs am gegenüberliegenden Schlossteich fleißig auf.
Sie staunten nicht schlecht, als sich am Ausschank eine 30 Meter lange Schlange bildete und die 400 Sitzplätze bei weitem nicht ausreichten, kamen doch die Gäste schon um 9:30 Uhr in Scharen, obwohl das Festchen erst um 10 beginnen sollte.
Den Vatertag wollten die drei entspannt verbringen, in ihrem Brauhof bei einem gepflegten Glas Bier. Schnell setzten sich die ersten Fahrradfahrer dazu und es wurden mehr. Sie waren gar nicht auf den Ausschank vorbereitet, hatten aber genügend Bier und Knabberchips (eigentlich für Marcos Fernsehabend geplant) parat, um die unerwarteten Gäste spontan zu bewirten.
Marco, Timo und Stefan arbeiten hauptberuflich als Informatikspezialisten im gleichen Büro eines großen Coburger Versicherungsunternehmens mit drei Buchstaben. Schon lange sind sie auch privat dick befreundet. Im Januar 2022 beschlossen sie an Marcos Geburtstagsfeier aus einer Bierlaune heraus, ihr Bier künftig selbst zu brauen. Eines der Bilder zeigt die drei bei ihrem ersten Brauversuch überhaupt. Bis zu 200 Liter darf das eigentlich jeder - und so stand ersten Experimenten nichts im Weg. Im Nebenjob bei Hennemann (Stublang), mehreren Brauerkursen bei hiesigen Brauereien und durch Fachbücher und Fachzeitschriften erwarben die Jungs von Scheunenbräu nach und nach das Wissen, das sie brauchten.
Selbstverständlich ist nicht gleich alles geglückt. Einen ganzen Sud mussten sie in den Kanal kippen. Heute verstehen sie ihr Handwerk so was von gut, dass ein jeder, der Scheunenbräu probiert, gleich wieder kommt. Das Braurecht haben die drei schon lange erworben, denn der Bierausstoß überstieg schnell das Zollfreilimit.
Gutes Bier braucht Zeit
Nach dem Brauen bekommt das Bier sechs Wochen Zeit zum Reifen, bevor es nach dem Test in den Verkauf geht und getrunken werden kann. Deshalb dauert es stets eine Weile, bis die drei Kumpel wieder Süffiges anbieten können, wenn sie ausverkauft sind. Der dritte Gär- und Reifetank steht schon auf dem Hof und wartet auf die Installation. Damit wollen die drei die Situation entspannen.
Das Bier der Scheunenbräu ist naturbelassen und hält sich deshalb nur gekühlt, dafür aber durchaus fünf Monate und mehr. Die Hobbybrauer verzichten bewusst auf eine Konservierung, bei der sich der volle Geschmack erheblich verflüchtigen würde.
Wenn Ihr noch mehr über die Jungs von Scheunenbräu erfahren möchtet, besucht sie doch einfach auf ihrer Website und tretet ihrer WhatsApp-Gruppe bei. Am besten geht ihr gleich vorbei auf eine Bierprobe...


Scheunenbräu
Langer Graben 13
96253 Untersiemau
www.scheunenbraeu.com