Die Reaktion von Christian Werner aus Lichtenfels auf das beleidigende Verhalten einer Kundin hat im Internet hohe Wellen geschlagen. Dass sein Beitrag bei Facebook derzeit 5,5 Millionen User, allein 335.000 Likes und über 8.000 Kommentare erfährt, habe er niemals gedacht, sagt Christian Werner. Was war passiert?

Der Geschäftsführer mehrerer Edeka Märkte in der Region Lichtenfels unter anderem am Fachmarktzentrum, in der Kronacher Straße,  in Burgkunstadt, Michelau und Bad Staffelstein hatte beim sozialen Netzwerk Facebook geschrieben: „Dieser Post geht an die junge Mutter, welche heute vor unserer Fleischtheke mit dem Finger auf die Verkäuferin gezeigt hat und zu ihrem Kind sagte: "Wenn du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst du auch mal dort hinten!" —Die Kundin hatte ihm zufolge etwa fünf Meter von der Fleischtheke entfernt gestanden. Im Vorbeigehen hat er den Satz aufgenommen und die Frau unvermittelt angesprochen. Die Mutter hat sich alledings umgedreht und sei wortlos weggegangen, erzählte er. Dann habe er seinen Kommentar verfasst. In seinem Post hieß es weiter: „In unseren Filialen arbeiten nämlich nur gut ausgebildete Fachkräfte mit Schulabschluss und abgeschlossener Berufsausbildung, viele mit mittlerer Reife, einige sogar mit Abitur."

Ein Meistertitel sei so viel wert wie ein Studium, und eine duale Ausbildung zähle weltweit mehr als ein Abitur". Damit hat er wohl gesellschaftlich den Nagel auf den sprichwörtlichen Kopf getroffen. Die Zuspruchsbekundungen reißen seither nicht ab, einhergehend mit einem wahren Medien-Hype, denn gleich bundesweit war dies allen erdenklichen Medien, wie SAT 1, dem BR, die BILD-Zeitung um nur einige Beispiele von Dutzenden zu nennen, allemal eine Meldung wert. Die Süddeutsche Zeitung machte den symphatischen Lichtenfelser gar zum "Held der Woche". Insgesamt wurde sein Beitrag sage und schreibe bisher 58.000 Mal geteilt. Wir treffen einen gelösten Christian Werner in seinem Lichtenfelser EDEKA-Markt wieder an der "Front". Seine über 200 Mitarbeiter stehen nach dieser Aktion mehr denn je hinter Ihrem Chef.
Mohr: Hallo Christian. Mein Gott, da hast du etwas angerichtet. Wie spontan kam es zu deinem verfaßten Post?

Chistian Werner: Der Post war sozusagen eine Kurzschlussreaktion, mit dem Handy, an einem sehr, sehr stillen Ort. Das dies einmal solche Kreise ziehen würde war mir in jenem Moment sicherlich nicht bewusst und das man damit bei der Bild-Zeitung auf die Titelseite kommt, erst recht nicht. Im Nachhinein muss ich der Kundin fast dankbar sein, dass sie auf meine Ansprache nicht reagiert hat, denn sonst wäre es wahrscheinlich nie zu dem Post gekommen.

Mohr: Wie nehmen eure vielen Kunden diesen ganzen Vorfall auf?

Da muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich etwas überrascht war. Die meisten Kunden stehen dem Positiv gegenüber und stimmen uns voll und ganz zu. Für mich am schönsten war die Tatsache dass, in den darauffolgenden Tagen, sich Kunden bewusst bei unseren Mitarbeitern für die Arbeit bedankt haben, welche sie jeden Tag leisten. Dies habe ich in meinen Jahrzehnten im Handel so noch nicht erlebt.

Mohr: Was denken deine beiden betroffenen Mitarbeiterinnen über deine Reaktion?

Das müssten wir jetzt wohl eher die Mitarbeiter fragen. In den persönlichen Gesprächen und auch im Verhalten habe ich mitgenommen, dass sie Dankbar sind, dass jemand hinter ihnen steht und sie verteidigt. Vor allem haben sie mitbekommen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen. Dies war einigen Mitarbeitern scheinbar so nicht bewusst. Ich bin der Meinung dass dies doch eine meiner wesentlichen Aufgaben als Chef ist, hinter meinem Team zu stehen.

Mohr: So langsam kehrt wieder die Normalität ein, kurze Zeit warst du ein gefragter Gesprächspartner in den Medien. Wie war dies für dich?

Naja, als am Mittwoch RadioEins anrief und um ein Interview bat, hab ich mir noch gedacht: „Ok. Das Radio interessiert sich auch dafür?“. Dann kam der Fränkische Tag und infranken.de – alles noch regional.
Am Donnerstag erreichte der Post dann die 20.000 Likes – da dachte ich: „Na, jetzt is aber mal wieder gut“. Dann kam der Freitag – früh um 6:10 rief mich Antenne Bayern an und bat um ein Liveinterview. Um sieben Uhr riefen so langsam die Filialleiter an (etwas panisch) das Fernsehen suche nach mir. Als ich dann um halb acht im Büro war, stand schon ein Fernsehteam im Markt. Plötzlich dass zweite, dann das dritte, dann die Bild und auch das vierte Fernsehteam. Zwischendurch rief immer mal wieder eine Zeitung oder einige Radiosender an. Inzwischen wissen wir, dass allein am Samstag der Beitrag deutschlandweit in 47 Tageszeitungen, auf sechs Fernsehsendern und in mehreren Radiosendern gelaufen ist. Der BR hat das Thema sogar noch eineinhalb Wochen später gebracht. Das war schon relativ spannend aber auch sehr anstrengend. Da ich aber scheinbar einen Nerv getroffen habe und doch einige Menschen zum nachdenken anregen konnte, war dies die Sache wert.

Mohr: Wie oft hast du seitdem etwas ins Netz hochgeladen und wie lange hast du überlegt ob du auch wirklich die Returntaste drückst?

Auf meiner geschäftlichen Facebook Seite etwa dreimal und auf meiner privaten schon etwas öfter. Eigentlich überlege ich da nicht lange. Wenn man zu dem steht was man sagt oder schreibt, dann stellt sich diese Frage eigentlich nicht. Allerdings war ich dann auch etwas verwundert, dass sich plötzlich über 10.000 Personen dafür interessieren, wie bei uns die Einkaufswägen gereinigt werden. ?

Mohr: Wir wünschen dir weiterhin viel Glück mit deiner Tätigkeit und deinen EDEKA-Märkten. Wie man nebenstehend ersehen kann, werden stets gute Mitarbeiter gesucht. Welche Chancen bieten sich dem Bewerber?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Allerdings gebühren die weniger mir sondern mehr meinem Team, denn ohne denen geht nichts. Die Chancen bei uns sind vielfältig, egal ob als Azubi, Quereinsteiger oder gelernte Kraft, bei uns ist jeder willkommen. Jeder Mitarbeiter hat bei uns die Möglichkeit sich weiterzubilden und aufzusteigen. Für jegliche Fortbildung übernehmen wir alle anfallenden Kosten. Neben dem Tariflohn gibt es bei uns selbstverständlich auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie vermögenswirksame Leistungen. Nebenbei kann jeder Mitarbeiter noch von etlichen Zusatzangeboten profitieren. Beispielhaft sind hier zum Beispiel ein kostenloses Gehaltskonto inkl. Kreditkarte, günstige Handytarife, Fahrradleasing für Mitarbeiter und Lebenspartner, bei dem wir die Vollkasko übernehmen oder PKW Leasing mit bis zu 25 % Rabatt zu nennen. Schon fast legendär ist unsere Weihnachtsfeier im September mit Verlosung – diesmal geht es für 50 Mitarbeiter mit dem Floß über die Donau. Mit Brotzeit, Bier und Blasmusik. Unsere Auszubildenden gehen zum Teambuilding in den Klettergarten und etliche unserer Aufstiegskräfte waren erst auf Tagung in Lübeck.
Wahrscheinlich könnte ich noch lange so weiter schreiben aber irgendwann ist ja auch der Mohr voll. Ich kann jedem nur empfehlen einfach mal bei uns vorbeizuschauen oder einen von uns anzusprechen. Und vielleicht können wir dann den ein oder anderen bald bei uns im Team willkommen heißen.