Im Mai diesen Jahres übernahm Düsen-Schlick in Untersiemau, das historische Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) der örtlichen Feuerwehr zur Restauration und zur weiteren Betreuung. Bei schönem Wetter ist das gute Stück auch beim Untersiemauer Oldtimertreffen ausgestellt.
Das Weißenbrunner Baggerunternehmen Schaller kaufte den Büssing, Baujahr 1965, vom BGS und stellte ihn der Untersiemauer Wehr zur Verfügung, weil er in Weißenbrunnn nicht ins Gerätehaus passte. Im Austausch für den Büssing bekam die Weißenbrunner Wehr den Untersiemauer VW-Bus mit Tragkraftspritze TS 6.
Der Büssing wurde von 1981 bis 1999 als TSF-Einsatzfahrzeug von der Feuerwehr Untersiemau benutzt und 1999 mit der Neuanschaffung des LF 8/6 offiziell außer Betrieb gesetzt. Inzwischen laufen auch hier schon die ersten Planungen für die Ersatzbeschaffung des aktuellen LF 8/6.
Im Mai 2025 wurde das lange nicht gefahrene historische Feuerwehrauto in eine Halle der Firma Düsen-Schlick geschleppt. Sobald es der Betriebsablauf zuließ, kümmerten sich Jonas Brückner, Sascha Walsch und Bernd Grabowski um dessen Restauration.
Nun wurde offenbart, dass sich der Zustand des Gefährts wohl nicht durch Abnutzung verschlechtert hat, sondern durch Stillstand und hohes Alter. "Nur" 58.000 Kilometer hat das Vehikel auf der Uhr.
"Man findet Stellen an dem Ding, wo man gar nicht denkt, dass es sie gibt, oder dass man weiß wie sie funktionieren"
...beschreibt Jonas Brückner den groben Ablauf. Alle vier Bremszylinder samt Hauptbremszylinder waren hinüber. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sie durch Nachbauten aus dem Fachhandel zu ersetzen. Die drei Mechaniker staunten nicht schlecht, dass der Oldtimer schon einen Bremskraftverstärker hat. Er ist nicht original und wurde nachträglich eingebaut. Zum Glück konnten sie ihn mit Dichtungen reparieren.
Ebenso konnte der Vergaser gereinigt und mit selbst zurechtgeschnittenen Dichtungen gerettet werden. Dabei erforderte das Säubern und das Justieren der Einstellschrauben etwas Fingerspitzengefühl.
Anschließend waren Getriebe und Achswellen zur Überholung fällig. Eine anständige Dosis frisches Öl brachte das System schnell wieder in Gang.
Kopfschüttelnd erzählen Bernd, Sascha und Jonas wie ihnen beim Motorölwechsel dicke Brocken entgegen purzelten. Skeptisch füllten sie frisches Öl nach und starteten vorsichtig den Motor, um das verharzte Altöl heraus zu spülen. Alsbald tropfte es sogar ziemlich problemlos aus der Ölwanne heraus. Die Reinigung der Ölwanne muss den Berichten zufolge wohl eine relativ schmuddelige Aktion gewesen sein. Natürlich war auch hier eine neue Dichtung fällig und frisches Öl richtete den Rest.
Die Karosserie ist übrigens erstaunlich gut erhalten. Es gibt wohl einige Roststellen, die jedoch zu vernachlässigen sind. So haben die drei Restaurateure außen nichts verändert. Der alte rote Lack, welcher wohl noch aus der Zeit stammt, als die Untersiemauer Feuerwehr das Kraftfahrzeug in Betrieb nahm, ist damit noch original.
"Nun funktioniert sogar wieder die Handbremse" erklärt Bernd Grabowski stolz. Das einstige Einsatzfahrzeug war so lange außer Betrieb, dass eine Komplettabnahme durchführt wurde. Da muss einfach alles passen - und nachdem die drei Restaurateure nichts übersehen haben, gab es am 15.08.2025 die HU-Plakette, dank der sie nun das Prachtstück auch in der Öffentlichkeit vorführen dürfen.
Bei dem früher als Tragkraftspritzenfahrzeug genutzten Oldtimer handelt es sich um einen Büssing mit einem 6-Zylinder Reihenmotor und 2,3 l Hubraum. Aus heutiger Sicht klingt es ungewöhnlich, aber er fährt mit einem Benzinmotor. Das Instandsetzungsteam vermutet, das der damalige Stand der Nutzfahrzeugtechnik noch nicht beim Diesel angekommen war.
Immerhin wurden Kraftwägen solcher Bauart schon viel früher, beispielsweise um 1955 als Borgward B2000 beim Militär für Kommandoübungen eingesetzt. Das würde auch erklären, warum es mit einem Planendach und Einsteckfenstern konstruiert wurde. Planendach und Fenster sind nicht mehr vorhanden, weshalb das gute Stück heutzutage im Freien nur bei gutem Wetter ausgestellt werden kann. Nach der Insolvenz von Borgward produzierte Büssing das Modell weiter.
Das historische Tragkraftspritzenfahrzeug fährt mit Allradantrieb und transportierte die Löschmannschaft samt Schläuchen und Pumpe zum Einsatzort. Aus Platzgründen ist es unwahrscheinlich, dass die Ausrüstung viel umfangreicher war.
Der Feuerwehr und der Gemeinde war es wichtig, dass der Oldtimer in der Region verbleibt und nicht in eine fremde Stadt verkauft wird. Umso größer ist nun die Freude über die erfolgreiche Restauration und die fortwährende Pflege durch die qualifizierten Mitarbeiter von Düsen-Schlick.
Bernd Grabowski ist Betriebsleiter der Fertigung und für die gewerbliche Ausbildung zuständig. Sascha Walsch ist Fertigungsleiter. Seine Kenntnisse über Nutzfahrzeuge hat er bei Verwandten erworben, die eine Landwirtschaft betreiben, wo es immer wieder an den Landwirtschaftlichen Maschinen etwas zu reparieren gibt.
Jonas Brückner ist Hobbyschrauber mit Kenntnissen aus einer früheren Mechatroniker-Ausbildung der Industrie und besitzt vier Motorräder, die er selbst instand hält. Bei Düsenschlick ist er tätig im technischen Vertrieb, Kundenresearch und in der Entwicklung.
Alle drei sind handwerklich geschickt und schrauben gerne. Die Wiederherstellung des Oldtimers durften sie während ihrer betrieblichen Arbeitszeit durchführen. Knapp 90 Stunden haben sie dafür gebraucht.