Page 63 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 252
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Warum nicht alle fürs Durchhalten ge- macht sind
Menschen mit zwei intakten DNA-Strängen haben einen sehr hohen Anteil an weißen Muskelfasern – den sogenannten „Fast- Twitch-Fasern“ – und sind somit für alle Schnellkraftsportarten wie Hochsprung oder Kurzstrecken beim Schwimmen oder Laufen prädestiniert. Anders ist es beim Konditions- training: „Rund 20 Prozent der Bevölkerung haben einen Defekt in beiden ACTN3-Genen, wodurch sie über weniger Fast-Twitch-Fasern verfügen.
Dafür ist aber der Anteil roter Muskelfasern – der Slow-Twitch – umso größer. Diese sind be- sonders gut durchblutet und können, wenn nötig, stundenlang konstante Leistung er- bringen. Das verschafft Betroffenen einen Vorteil bei Ausdauersportarten wie dem Ma- rathon“, resümiert der Genexperte.
„Die meisten Marathonläufer, die auf ihre Veranlagung setzen, profitieren von einer Kombination aus einem funktionalen ACTN3-
Gen und einem ACE-Gen, das den Blutdruck reguliert und ebenfalls eine Ausdauervarian- te besitzt.“
Genetik im Spitzensport
„Im Leistungssport kann die Genetik ent- scheidend sein“, sagt Dr. Wallerstorfer. Eine Studie unter 350 Leistungssportlern zeigte, dass Top-Sprinter mit einer optimierten Varia- nte des ACTN3-Gens, also ohne Gendefekt, zwischen 1,6 und 4,4 Prozent schneller wa- ren als ihre Mitbewerber.
„Diese Unterschiede mögen gering erschei- nen, können aber bei den Spitzenläufern den entscheidenden Unterschied ausmachen. So war der Weltrekord von Usain Bolt im 100- Meter-Lauf 2008 nur 0,02 Sekunden schnel- ler als der im Vorjahr“, betont der Experte und präzisiert: „Tatsächlich haben 92 Prozent der Top-Sprinter mindestens ein funktions- tüchtiges ACTN3-Gen, somit die Kraftvarian- te. Und kein einziger olympischer Sprinter hat eine reine Ausdauer-Genkombination“. Was bedeutet das nun für den Durchschnitts-
sportler? Das Wissen um die eigene Genetik hilft auch Freizeitsportlern, ihren Trainingsfo- kus gezielt zu setzen.
Menschen mit vielen Fast-Twitch-Fasern könnten etwa in ihrem Fitnessplan den Kraft- sport bevorzugen, während Ausdauersport- ler mit einem größeren Anteil an Slow-Twitch- Fasern ihren Fokus auf langandauernde Be- lastungen legen können.
Ernährungs-Irrtümer: Läufer brauchen Fett statt Zucker
„Was für den Motor das richtige Benzin ist, ist für unsere Muskeln die passende Energie- quelle“, erklärt Wallerstorfer.
Doch genau hier liegt bei vielen Sportlern der Haken: Sie essen vor dem Training das Falsche – weil sie nicht wissen, welche Mus- kelfasern in ihrem Körper dominieren. „Profi- sportler mit einer starken Ausprägung von Fast-Twitch-Fasern sind auf Zucker angewie- sen, insbesondere auf Glukose, um Höchst- leistungen zu erbringen“, sagt Wallerstorfer.
Glukose wird in anderer Form als Notfall- Treibstoff in den Muskeln gespeichert und reicht bei einem untrainierten Muskel nur für etwa 30 Sekunden intensive körperliche Be- lastung. Danach wird Nachschub benötigt.
„Slow-Twitch-Fasern hingegen können auch Fett als Energiequelle verwenden“, erklärt Wallerstorfer. Diese verbrennen Fett langsa- mer, können dafür aber über längere Zeit gleichmäßige Leistungen erbringen. „Die Umwandlung von Fett in verwertbare Ener- gie beginnt erst, wenn der Muskel eine ge- wisse Zeit in Bewegung ist – ideal für Ausdau- ersportarten wie den Marathon.“
Was bedeutet das konkret? „Wer viele Fast- Twitch-Fasern hat und sich beispielsweise auf einen Sprint vorbereitet, sollte sich vor ei- nem Wettkampf kohlenhydratreich ernäh- ren, etwa mit Pasta oder Reis. Läufer mit mehr Slow-Twitch-Fasern, die lange Strecken laufen, sollten fettreichere Lebensmittel zu sich nehmen, etwa Eier, Avocado oder Fisch, um ihre Energie länger aufrechterhalten zu können.“
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12. September 2025
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