Page 85 - MOHR Stadtillu - Ausgabe 252
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KUNSTPROJEKT MIT SCHREIBMASCHINE ALS RUNNING GAG
  REPORT
   Konzept aus. Das Projekt ,,Einfach TYPisch" war geboren - eine facettenreiche Hommage an ein mechanisches Meisterwerk. Doch die- ses Vorhaben war mehr als eine Bilderserie dreier Männer; es öffnete die Tür für weitere zehn Fotografen und Fotografinnen, die sich nach und nach der Gruppe anschlossen und ihren kreativen Geist nebst der „GROMA Bril- lant Super-e“ wie einen Staffelstab weiterga- ben. Fotografie als Brücke zwischen Vergan- genheit und Zukunft, als Ausdruck von Indi- vidualität und Gemeinschaft - genau das ver- körpert die Fotogruppe 3.1.2. Es sind dies Tom Burgis, Denis Delauney, Roland Dieren- berger, Ulrike Dreyer, Christine Freifrau von Knutz, Daniel Gerber, Christian Göller, Syl- vain Guillot, Thomas Langhanki, Axel Lind- ner, Laurent Perrault, Annalena Schießl, und Helmut Vorndran.
Das Prozedere war folgendes: Jeder der ein- geladenen Teilnehmer bekam die Maschine für maximal zwei Wochen zur Überlassung. In diesem Zeitraum hatte nun der temporäre Besitzer Zeit und Raum, unter Zuhilfenahme der Maschine als Fotomodell kreative Bild- welten zu schaffen, in bis zu neun verschie- denen Motiven. Dann wurde die Maschine an den nächsten weitergereicht. Ziel des Ganzen war es, aus dem Material jedes Teil- nehmers drei Bilder auszusuchen, die dann in einer Gruppenausstellung präsentiert werden sollen. Auch ein Ausstellungskata- log, gestaltet von der Grafikerin Ulrike Drey- er, gehört zu dem ungewöhnlichen Kunst- projekt.
Unter www.3-1-2.org existiert auch bereits eine Homepage für das Ganze. Diese wird mit dem Zeitpunkt der ersten Ausstellungs- eröffnung freigeschaltet. Nach einem Treffen Anfang Februar, im Zukunftsraum in Coburg, konstituierte sich die Gruppe, klärte notwen- dige Details und das Projekt nahm seinen Anfang. Inzwischen sind nun fast alle Arbei- ten abgeschlossen, der Katalog liegt in den letzten Zügen.
Für das Stadtmagazin MOHR stellten sich zwei der Projektinitiatoren den Fragen des Reporters.
MOHR: Wie kam es zu diesem ungewöhnli- chen Kunstprojekt?
Axel Lindner: Ich habe mich schon lange
mit der Idee beschäftigt, einer ganz beson- deren Fotogruppe anzugehören. Dabei war mir wichtig, den Fokus auf die kreative Ge- staltung des Fotos zu lenken und nicht auf Hightech-Manie. Bei dem Besuch der Vernis- sage des Malers Tom Burgis in Ummerstadt fand ich im Bürgercafé gleich zwei Gleichge- sinnte: Denis Delauney und Roland Dieren- berger. Das war die Initialzündung für unser Projekt
MOHR: Was wollen sie damit erreichen?
Roland Dierenberger: Es war mir wichtig, eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu finden, um unsere Freude an der kreativen Fotografie auszuleben. Ich bin froh, das in unserer Gruppe gefunden zu haben.
MOHR: Was macht ihre Gruppe so besonders? Axel Lindner: Durch private Netzwerke ist
es uns gelungen, Mitstreiter aus den ver- schiedensten Bereichen des Lebens zu ver- sammeln. Das reicht vom Journalisten und Hochschullehrer über den Betreiber einer kulturellen Begegnungsstätte und einer Ho- telierin bis hin zum ehemaligen Balletttän- zer. Auch ein bekannter Krimiautor sowie noch mehr Teilnehmer mit unterschiedli- chen Hintergründen sind dabei, auch wel- che, die zum Teil schon Ausstellungserfah- rung haben.
MOHR: Wann und wo werden die Bilder zu sehen sein?
Axel Lindner: Wir sind mit der Ausstellung der Bilder im Zukunftsraum, Steinweg 14, in Coburg, vom 5. bis 19. Juli zu sehen. Und in der Stadtbücherei vom 6. September bis zum 18. Oktober. Beide Ausstellungen wer- den durch eine Vernissage am ersten Aus- stellungstag eröffnet. Im Rahmen der Vernis- sagen wird die Coburger Kulturbeauftragte Antoinetta Bafas sprechen und der Journalist und Musiker Dieter Ungelenk wird seine ei- gene Fassung des Songs „Typewriter“ vortra- gen.
MOHR: Wie soll es mit der Gruppe weitergehen?
Roland Dierenberger: Wir planen, im Herbst interne Workshops zum Thema kreati- ve Fotografie im Zukunftsraum anzubieten. Und selbstverständlich freuen wir uns dar-
Mit seinem Bild-Ensemble mit der „GROMA Select Super-e“- Schreibmaschine setzt sich Teilnehmer Christian Göller für den Erhalt der Pressefreiheit ein. Foto: Christian Göller
auf, im kommenden Jahr ein neues Projekt anzupacken. Interessanterweise haben wir ein Angebot vom Deutschen Schreibmaschi- nenmuseum in Bayreuth bekommen, ge- meinsam mit uns eine Ausstellung mit unse- ren Fotos auszurichten. An der Stelle möchte ich mich noch bei der Stadt Coburg bedan- ken, weil sie uns die kooperative Nutzung des Zukunftsraumes und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem dortigen Team er- möglichte, sowie auch für die Partnerschaft mit der der Stadtbücherei. Auch durch das Coburger Designforum Oberfranken wurden wir unterstützt.
MOHR: Ihr habt auch Unterstützung durch kunstsinnige Sponsoren erfahren?
Axel Lindner: Wir freuen uns sehr, dass wir die Oskar-Hacker-Stiftung als Hauptsponsor
für unser Projekt gewinnen konnten. Die Stiftung ist neben Deggendorf auch auf Schloss Hohenstein beheimatet und betreibt dort unter anderem das Kunstforum Schloss Hohenstein. Die andere Hälfte der Projektkosten werden von uns, den Fotografinnen und Fotografen getragen, eine kleinere Spende ist von der Horst- Ludwig-Weingarth Stiftung bereitgestellt worden. Ralph Veil, der Stiftungsvorstand der Oskar-Hacker-Stiftung hat den Fotografinnen und Fotografen des Fotoprojekts sogar einen Workshop mit dem bekannten Fotografen Mike Meyer in Aussicht gestellt, der in Schloss Hohenstein mit einer Dauerausstellung seiner Porträtfotografien vertreten ist.
von Christian Göller
 Axel Lindner (von links) und Roland Dierenberger vom Organisationsteam von „Einfach TYPisch“ sind Freunde alter Schreibmaschinen. Für das Szenemagazin Mohr stellten sie sich einem Interview. Foto: Christian Göller
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